Kunststoffe und ihre Gefahren
Kunststoffe gibt es in undenkbar vielen Formen, Farben und Varianten. Die ihr zugrundeliegenden chemischen Verfahren zur Synthese bestimmen hauptsächlich, was im Kunststoff drin ist und was nicht, sowie deren Eigenschaften und Verhaltensweisen im Bezug auf Schwimmverhalten, Geruch und Ausdünstungen, mechanische und chemische Eigenschaften wie Reaktionsfreudigkeit, Korrosion, Brandverhalten, Elastizität, Bruchverhalten, Biegbarkeit, Pyrolyse, uvm. Insbesondere bei der (Weiter)verarbeitung von Kunststoffen sind aberdutzende Gefahrenquellen vorhanden und es wird zu oft unterschätzt, was die Folgen davon sein können. Einige Kunststoffe sind unter bestimmten Vorraussetzungen krebserregend, beeinflussen nachgewiesenermaßen die Fruchtbarkeit, reizen die Atemwege oder machen Kopfschmerzen. Deshalb sollte jeder, der mit Kunststoffen arbeitet, darüber so gut wie möglich bescheid wissen und geeignete Maßnahmen ergreifen, um eine Betriebssicherheit damit zu gewährleisten. Einige Kunststoffe begünstigen auch Unverträglichkeiten bzw. Allergien.
Insbesondere beim Sägen, Heißdrahtschneiden, Laserschneiden, 3D-Drucken, Schweißen, Bohren oder sonstigen heißen Verarbeitungsverfahren von Plastik entstehen schnell so hohe Temperaturen, dass Verkohlungen und Verfärbungen provoziert werden. Dabei werden auch Giftstelle in diesem Zersetzungsprozess freigesetzt, z.B. Methanglas, Wasserstoff, Dioxine, Formaldehyd, Blausäure, Ameisensäure, Essigsäure, Sälzsäure, Amine, Treibmittel oder Kohlenstoffdioxid. Die Liste ist länger als vermutet und kann hier noch viel weiter fortgesetzt werden. Diese Gase sind teilweise nicht nur giftig, sondern auch hochentzündlich oder wirken korrosiv an Mechaniken (wie z.B. PVC, welches unter keinen Umständen lasergeschnitten werden sollte). Vergleichbar ist die Unterhaltung über die Kunststoffverarbeitung und deren unterschätzte Gefahren vermutlich deshalb ähnlich zum Rauchen von Zigaretten. Letztendlich sagt man im Volksmund "Die Dosis macht das Gift". Je weniger Kunststoff verarbeitet wird, desto besser. In der Regel ist eine Absauganlage empfohlen, sowie das regelmäßige Lüften mit frischem Sauerstoff.
Ein interessanter Artikel findet sich unter Unterschätzte Gefahren bei der Kunststoffverarbeitung
Ein weiterführender Artikel zu Allergiegefahren bei Kunststoffen
Übersicht Kunststoffe und davon ausgehende Gefahren
Kunststoff | Flüchtige emittierte Stoffe ("VOC" - volatile organic compounds und ultrafeiner Partikel (UFP)) | Gefährdung | Schutzstufe (je höher, desto gefährlicher) |
Polystyrol (PS) |
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4 |
Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer (ABS) |
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4 |
Styrol-Acrylnitril-Copolymer (SAN) |
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4 |
Polyvinylchlorid (PVC) |
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4 |
Polybutylenterephthalat (PBTP) |
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4 |
Polyacrylnitril (PAN) |
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4 |
Polycarbonate (PC) |
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3 |
Polytetrafluorethylen (PTFE) - Teflon |
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3 |
Polyurethan (PUR) |
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3 |
Polyoxymethylen (POM) |
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3 |
Epoxidharze (auf Basis Bisphenol A Komponente) |
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3 |
Polyamid 6 (Perlon, Nylon, PA) |
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2 |
Polyamid 66 (Nylon) |
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2 |
Polyethylen (HDPE, LDPE) |
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2 |
Polymethylmethacrylat (PMMA) - Acryl |
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2 |
Chloropren-Kautschuk (CR) |
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2 |
Polypropylen (PP) |
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2 |
Celluloseacetat (CA) |
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2 |
Polyethylenterephthalat, glykolmodifiziert (PETG) |
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Kategorien krebserzeugender Stoffe
EU-weit werden krebserzeugende Stoffe in drei Kategorien eingeteilt:
- Kategorie 1: Stoffe, die beim Menschen bekanntermaßen krebserzeugend wirken (aus epidemiologischen Studien ist die krebserzeugende Wirkung nachgewiesen)
- Kategorie 2: Stoffe, die als krebserzeugend für den Menschen angesehen werden sollten (die krebserzeugende Wirkung ist vor allem aus Tierversuchen bekannt)
- Kategorie 3: Stoffe, die wegen möglicher krebserzeugender Wirkung beim Menschen Anlass zur Besorgnis geben, über die jedoch nicht genügend Informationen für eine befriedigende Beurteilung vorliegen (die Anhaltspunkte reichen nicht für die Einstufung in Kategorie 2 aus)
EU-Kennzeichnung (Richtlinie 67/548/EWG) |
GHS-Kennzeichnung / CLP-Verordnung | ||||
Gefahrensymbol | Gefahrenbezeichnung | Kenn- buch- stabe |
Piktogramm | Beschreibung | Gefahrenklasse |
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Explosionsgefährlich | E |
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Explodierende Bombe | Instabile explosive Stoffe, Gemische und Erzeugnisse mit Explosivstoff(en), selbstzersetzliche Stoffe und Gemische, Organische Peroxide |
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Entzündlich / hoch entzündling | F / F+ |
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Flamme | Entzündbar, selbsterhitzungsfähig, selbstzersetzlich, pyrophor, wasserreaktiv, Organische Peroxide |
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Brandfördernd | O |
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Flamme über einem Kreis | Entzündend (oxidierend) wirkend |
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Ätzend | C |
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Ätzwirkung | Auf Metalle korrosiv wirkend, hautätzend, schwere Augenschädigung |
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Giftig / Sehr giftig | T / T+ |
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Totenkopf mit gekreuzten Knochen | Akute Toxizität |
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Reizend | Xi |
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dickes Ausrufezeichensymbol |
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Gesundheitsschädlich | Xn |
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Gesundheitsgefahr | div. Gesundheitsgefahren |
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Umweltgefährlich | N |
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Umwelt | Gewässergefährdend |
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